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FAMILIENMAGAZIN OLDENBURG  1 | 2020






       Umwelt und Gesundheit weniger belasten




       Bakterien stimulieren und trainieren unser Immunsystem



       und reichern sich so in unserer Um-  sie schwer abbaubar sind und sich   Putzmittel Chemikalien enthalten, die
       welt an. Durch desinfizierende Rei-  so in der Umwelt anreichern und     ins Abwasser gelangen. Bei der Do-
       nigungsmittel werden empfindliche    giftig für Wasserorganismen sind.   sierung gilt daher: Weniger ist mehr.
       Bakterien unschädlich gemacht und    Die als Enthärter in Wasch- und     Aggressive und desinfizierende Rei-
       die unerwünschten, widerstandsfä-    Putzmitteln eingesetzten Phosphate   nigungs- und Waschmittel sollten
       higen Bakterien nehmen Überhand.     können zu Überdüngung bis hin zum   wir vermeiden. Besonders schädliche
       Die weitverbreitete Verwendung       „Umkippen“ von Gewässern führen.    Putzmittel tragen ein schwarzes X als
       von antibakteriellen Mitteln fördert   Bleichmittel wie Natriumhypochlorid,   Gefahrensymbol für ätzende Stoffe.
       so die Entstehung widerstandsfä-     das häufig in WC-Reinigern, Schimmel-
       higer und resistenter Bakterien.     entferner oder Desinfektionsmitteln   Woher weiß ich, was in mei-
                                            vorkommt, gilt als umweltgefährdend
       Wasch- und Reinigungsmittel          und kann das Abwasser durch schwer   nem Reinigungsmittel steckt?
       belasten das Abwasser er-            abbaubare Halogenverbindungen stark   Eine Liste der Inhaltsstoffe ist häufig
                                            belasten. Auch eingesetzte Komplex-
       heblich mit Chemikalien              bildner wie EDTA (Ethylendiamintetra-  nicht auf der Verpackung zu finden, der
                                            acetat), die die Waschwirkung der   Hersteller ist aber gesetzlich verpflich-
       Der massive Einsatz schadet nicht nur   Tenside unterstützen und das Wasser   tet, die Inhaltsstoffe dem Verbraucher
       uns, sondern auch unserer Umwelt.    enthärten, belasten das Abwasser    zugänglich zu machen. Häufig sind die
       Jährlich werden mehr als 1,5 Millionen   besonders stark. EDTA ist ein stark   Produktdatenblätter auf der Webseite
       Tonnen Wasch- und Reinigungsmit-     wirkender organischer Komplexbild-  des Herstellers zu finden. Viel ein-
       tel an den privaten Endverbraucher   ner, der mit Metallionen zu stabilen   facher als selbst Detektiv zu spielen
       verkauft.  Der daraus resultierende   Verbindungen reagiert und in Ge-   ist es, auf ökologische Wasch- und
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       Chemikalieneintrag in das Abwasser   wässern so zu einer Remobilisierung   Reinigungsmittel zurückzugreifen.
       beträgt laut Umweltbundesamt ca.     von Metallen aus Sedimenten führt.
       630.000 Tonnen pro Jahr, wobei es sich                                   Die ökologische
       hauptsächlich um Tenside, Phosphate,   Nachhaltig reinigen
       Duftstoffe, Enzyme, Phosponate,                                          Alternative
       optische Aufheller und Silikone (syn-  und waschen
       thetische Polymere) handelt.  Darüber                                    Es gibt gute ökologische Reinigungs-
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       hinaus werden synthetische Polymere   Übertriebene Hygiene ist für uns   und Waschmittel, die eine hygieni-
       nicht nur als Partikel (Mikroplastik),   ungesund und schadet unserer Um-  sche Reinigung ermöglichen und
       sondern auch in gelöster, gelartiger   welt. Es ist definitiv falsch, den ganzen   gleichzeitig die Gesundheit und die
       oder flüssiger Form von der Industrie   Haushalt zu desinfizieren. Allerdings   Umwelt möglichst gering belasten.
       in Wasch-, Putz- und Reinigungspro-  wäre es auch falsch, sich nicht mehr
       dukten eingesetzt. Hochrechnungen    zu waschen oder zu putzen, denn     Ein ökologisches Reinigungsmittel
       des Fraunhofer-Instituts ergeben,    mangelnde Hygiene kann auch ur-     enthält keine Farb-, Duft- oder Kon-
       dass 55 Tonnen Mikroplastik und      sächlich für viele Krankheiten und   servierungsstoffe und ist vollkom-
       23.200 Tonnen gelöste Polymere so    sogar Seuchen und Epidemien sein.   men biologisch abbaubar. Darüber
       jährlich allein aus Wasch-, Putz- und   Die richtige Balance zwischen über-  hinaus sollten Reinigungsmittel
       Reinigungsmitteln ins Abwasser und   triebener Hygiene und gesunder      phosphat- und lösungsmittelfrei sein
       damit in unsere Umwelt gelangen. 6   Mikroflora ist hier entscheidend.   und keine desinfizierenden oder
       Konservierungsmittel sind auch für   Putzen, ganz ohne die Umwelt zu be-  bleichenden Stoffe enthalten.
       unsere Umwelt problematisch, da      lasten, ist leider unmöglich, da alle


       1  Jahresbericht des Industrieverbands Körperpflege- und Waschmittel e. V. 2018–2019. https://www.ikw.org/fileadmin/ikw/IKW/Pressebereich/IKW_Jahresbericht-2018_2019.pdf
       2  DEGS1: Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland. Robert-Koch-Institut, Berlin. http://www.degs-studie.de/deutsch/home.html
       3  KIGGS Welle2. Studie zur Gesundheit von Kindern in Deutschland. Journal of Health Monitoring 3/2018. Robert-Koch-Institut, Berlin. https://edoc.rki.de/handle/176904/1562
       4  Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e. V. (IKW). Nachhaltigkeitsbericht 2019. https://www.ikw.org/haushaltspflege/themen/detail/ikw-nachhaltigkeitsbericht-aktuell/
       5  Umweltbundesamt 2015. Wasch- und Reinigungsmittel. Online verfügbar unter http://www.umweltbundesamt.de/themen/chemikalien/wasch-reinigungsmittel
       6  Fraunhofer UMSICHT, September 2018. Mikroplastik und synthetische Polymere in Kosmetikprodukten sowie Wasch-, Putz- und Reinigungsmitteln.
         http://publica.fraunhofer.de/eprints/urn_nbn_de_0011-n-4907737.pdf


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