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FAMILIENMAGAZIN OLDENBURG  1 | 2020














                                          Sichtbares Buchensterben












      © Alexander Feldmann




                                                                                                       © AlexanderFeldmann
                                     Buchennekrosen              Käfer bei Eiablage


       und tun es weiter. An der Messsta-   zum einen die durch den weltumspan-  Hauptsturmsaison. Die vielen aufge-
       tion Mauna Loa auf Hawaii ist der    nenden Warenverkehr eingeschleppten   rissenen Wälder sind deutlich anfälli-
       CO 2-Gehalt in der Luft seit 1960 von   Schädlinge wie die Ulmenkrankheit   ger gegen Sturmwurf als ein intakter,
       310 auf jetzt 410 ppm angestiegen!   oder das Eschentriebsterben. Gleichzei-  geschlossener Wald. Und die Trocken-
       Hauptgefahren für unseren Wald sind   tig kommen zunehmend wärmelieben-  schäden in den Buchenwäldern werden
       die zunehmenden Wetterextreme, die   de Schadorganismen zu uns, die vom   sich noch einige Jahre fortsetzen.
       lange vorausgesagt wurden und jetzt   Klimawandel profitieren, das ist zum   Das heißt, es gilt gleichzeitig alte Schä-
       eintreten. So hatten wir früher etwa   Beispiel das Kieferntriebsterben oder   den zu beseitigen, neue Käferschäden
       alle fünf bis zehn Jahre starke Stür-  bekannter der auch für uns Menschen   zu verhindern, freie Flächen wieder zu
       me. Seit 1990 kommen die Stürme in   gefährliche Eichenprozessionsspin-  bewalden, eventuelle neue Sturm- und
       immer kürzeren Abständen alle zwei   ner. Dieser Eichenschädling kommt   Käferschäden zu beseitigen und die
       bis drei Jahre. Ähnlich verhält es sich   derzeit in einer Zangenbewegung auf   normalen Arbeiten durchzuführen.
       mit dem Anstieg der Temperaturen. Seit   uns zu und hat im Süden bereits den   Das ist schon eine Herausforderung.
       1989 hatten wir lediglich zwei Jahre   Landkreis Osnabrück und im Südos-
       in denen die durchschnittliche Tem-  ten den Landkreis Gifhorn erreicht.  FAM: Sollte man der Natur nicht ein-
       peratur in der Vegetationszeit kälter                                    fach die Wiederbewaldung überlassen,
       als das langjährige Mittel war. Alle   FAM: Die Probleme sind also noch nicht   wie manche Experten es vorschlagen?
       anderen 28 Jahre waren deutlich zu   zu Ende?
       warm und das mit steigender Tendenz!                                     Rainer Städing: Mitteleuropa ist von
                                            Rainer Städing: Nein, neben den     Natur aus Waldland und so würden
       FAM: Das hört sich aber nicht gut an?!  zunehmenden Problemen mit Trocken-  sich die ganzen Schadflächen auch
                                            heit, Stürmen und Schadorganismen   von selbst wieder bewalden. Aller-
       Rainer Städing: Nein, das ist es auch   ist die derzeitige Katastrophe noch   dings würden Pionierbäume wie Birke,
       nicht. Bäume und Wälder brauchen     nicht ausgestanden. Aktuell überwin-  Eberesche, Weide über lange Jahrzehnte
       lange, um sich auf Veränderungen     tern wieder unzählige Borkenkäfer   dominieren, bis nach und nach ande-
       einzustellen. Zu den aktuellen Schä-  im Waldboden und werden sich im    re Baumarten einwandern. An vielen
       den durch Stürme und Trockenheit     Frühjahr auf die Fichten- und auch   Stellen würde sich auch die Fichte
       kommen neue Schadorganismen, die     Lärchenwälder stürzen. Dazu kommt:   wieder aussäen, die dort nicht mehr
       unsere Baumarten bedrohen. Da sind   Herbst, Winter und Frühjahr sind    erwünscht ist. Und Baumarten, die nicht









       Warming Stripes: Abweichungen vom langjährigen Temperaturdurchschnitt von 1881 bis 2017.
       Rote Tönung = überdurchschnittlich warm/heiß (Quelle: Ed Hawkins/klimafakten.de)


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