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Verbraucher Aktuell














                                                     Schadensflächen











       in der Nähe sind, wie Buchen oder    sie, aber auch Tannen, Linden und eher   FAM: Kann man als Förster oder
       Eichen, würden sehr lange brauchen,   exotische Baumarten wie Küstentanne,   Försterin bei den beschriebenen
       dorthin einzuwandern. Daher sehen die   Baumhasel, Esskastanie und Nussbäu-  Problemen überhaupt noch opti-
       Landesforsten darin keine Lösung, um   me rücken verstärkt ins Blickfeld.  mistisch in die Zukunft blicken?
       wieder Wald für Forstwirtschaft, Erho-  Das heißt, es wird deutlich mehr
       lung und Naturschutz zu installieren.  gemischte Wälder mit verschie-    Rainer Städing: Als Förster ist man
                                            denen Baumarten geben, die je       eigentlich grundsätzlich Optimist, weil
       FAM: Wie geht es denn jetzt weiter?  nach Örtlichkeit ganz unterschied-  jeder Wald einen Generationenvertrag
                                            lich aufgebaut sein werden.         über 50 bis 200 Jahre oder länger
       Rainer Städing: Die Katastrophe im                                       darstellt. Die jetzigen Herausforde-
       Großen und im Kleinen zu bewältigen,   Ebenso wichtig ist es aber auch, Wälder   rungen sind allerdings sehr komplex
       wird die Forstwirtschaft landauf, landab   so zu durchmischen, dass neben den   und wir sollten uns auch allgemein
       nach meiner Einschätzung noch einige   verschiedenen Baumarten unter-    nichts vormachen: Es gilt vor allem, in
       Jahre beschäftigen. Finanzielle Hilfen   schiedliche Altersstufen, also große   unserer Gesellschaft zu einem Lebens-
       sind zugesagt. Ob sie ausreichen, ist an-  und kleine, dicke und dünne Bäume,   stil zu kommen, der den Klimawandel
       gesichts eines ziemlich zusammenge-  gemischt in einer Waldfläche stehen.  begrenzt. Und dafür steht nach den
       brochenen Holzmarktes für das Schad-                                     Hochrechnungen der Klimawissen-
       holz noch nicht abzusehen. Auch ist das   FAM: Was soll so ein Durcheinander   schaftler nur noch ein erschreckend
       Forstpersonal so reduziert worden, dass   bringen?                       kurzes Zeitfenster zur Verfügung.
       es an personellen Kapazitäten fehlt.
       Gleichzeitig laufen jetzt die Planun-  Rainer Städing: Wir Förster nennen das
       gen für die Wiederbewaldung an. Die   einen strukturreichen Wald. Wenn die
       Landesforsten haben eine Planungs-   Bäume unterschiedlich hoch sind und
       grundlage für eine klimaangepasste   jeder Baum für sich stabil aufwächst,
       Baumartenwahl erarbeitet und auch    dann kommt es zum Beispiel bei Sturm
       im Privatwald gibt es Tagungen und   nicht zu den „Dominoeffekten“ wie
       Arbeitsgruppen, die sich mit dem Wald   in heutigen Wäldern, dass ein Baum
       im Klimawandel auseinandersetzen.    fällt und im gleichförmigen Wald die
       Die Schadensflächen werden geräumt   nächsten Bäume gleich mit umreißt.
       und die Pflanzungen geplant, soweit   Das alles hilft allerdings nicht gegen
       passende Sämlinge verfügbar sind.    auch zu erwartende Extremstürme
                                            wie Windhosen oder Hurrikane.
       FAM: Wie sieht denn der Wald der
       Zukunft aus?

       Rainer Städing: Erstmal werden wir
       unseren vor 25 Jahren begonnenen
       Waldumbau fortsetzen. Darin spielt
       die Buche als Mischbaumart eine sehr
       wichtige Rolle. Die Baumarten werden
       zunehmend unter dem Aspekt ausge-                                                        Waldumbau
       wählt, ob sie auf dem gegebenen Wald-
       boden die zu erwartenden Sommertro-
       ckenheiten überstehen können. Fichten
       werden überall zu den deutlichen Ver-
       lierern gehören. Buche, Eiche, Dougla-


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