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Familie und Soziales
Tische, sodass kaum noch Raum ist für die Beschäfti
gungen, denen wir uns eigentlich widmen möchten.
So erlebt auch Silja Hartwig, die als Aufräumcoach in
Oldenburg und Umgebung arbeitet, wie belastend es
sein kann, wenn Menschen sich in ihrem Zuhause nicht
mehr wohlfühlen und nicht wissen, wie sie Ordnung
schaffen und diese auch halten können. Sie hat viele
Jahre in unterschiedlichen Kontexten als Ergothera
peutin und Sonderpädagogin mit Menschen gearbeitet
und erlebt in ihrer täglichen Arbeit, in welch belas
tenden Situationen sich ihre Kunden und Kundinnen
befinden, die Unterstützung von ihr bekommen. Hier
braucht es eine sensible Herangehensweise, um wieder
Mut zu fassen, die Aufräumberge anzugehen und sich
bei diesem Vorgehen als selbstwirksam zu erleben,
sodass die Motivation dranzubleiben, erhalten wird,
sagt Silja Hartwig. Aber keine Angst – Aufräumen kann
man lernen, auch wenn es einem bisher keine Freude
gemacht hat. Leichtigkeit und passende Alltagsrou
tinen helfen hierbei und nach und nach kreiert man
© Silja Hartwig seine eigene Wohlfühlordnung, die dann zu mehr Ruhe
im Geist und einem entspannteren Familienleben füh
ren kann. Endlich ist wieder mehr Raum für Kreativität,
EXPERTENBEITRAG von Silja Hartwig, Aufräumcoach und das Aufräumen geht auf einmal ganz leicht, weil
alle Dinge ihren festen Platz haben.
Wenn der Wohnraum zu voll steht
und Ordnung halten schwerfällt
ilja Hartwig in ihrer Funktion als Aufräumcoach Wie Du Dich zum Aufräumen motivierst
erlebt häufig, dass viele Familien zunehmend
Sdurch die Anforderungen der Berufswelt und ihrer Silja Hartwig empfiehlt ein kleinschrittiges Vorgehen,
Vereinbarkeit mit dem Familienleben belastet sind. Wir das sich zunächst auf einen Teilbereich des Zimmers, in
leben in einer Konsumgesellschaft und haben deutlich dem man anfangen möchte, beschränkt. So sieht man
mehr Dinge zu Hause als in der vorherigen Generation. rasch das Ergebnis und verzettelt sich nicht mit anderen
Eltern werden häufig schon zur Geburt eines Babys mit Arbeiten. Es ist wichtig, die eigenen Belastungsgrenzen
zahlreichen Dingen überschüttet, die sie mehr oder zu kennen, denn gerade Eltern sind auf unterschiedliche
weniger gut gebrauchen können. Die Folge ist, dass Weise eingespannt und dürfen hier besonders gut für
die Kinderzimmer der Kleinsten regelrecht vollgestellt sich sorgen. Wer mit einem positiven Gefühl aus einer
sind mit Spielzeug und die Kinder zu Überforderung Aufräumsituation herausgeht, fängt erfahrungsgemäß
bei der Auswahl des geeigneten Spiels neigen und am motivierter beim nächsten Mal wieder an.
Ende gar nicht mehr spielen. Je mehr Dinge wir besit
zen, desto mehr müssen wir uns um die Instandhal
tung, das Sortieren dieser Dinge und die Entsorgung
kümmern, wenn diese nicht mehr funktionieren oder
nicht mehr alters- oder interessenspezifisch zu unse
rem Leben passen. Eltern kennen das Prozedere, wenn
es darum geht, mit den Kindern Dinge auszusortieren.
Es fällt Kindern oftmals schwer, sich zu lösen und
auch für die Großen ist das manchmal ein emotionaler
Prozess. Sie hängen an den Dingen und die Wohnräu
me werden immer voller, was auch das Sauberhalten
erschweren kann. Die Schränke sind voll und auch die
© Silja Hartwig
16 familienmagazin | Frühjahr 2023