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Ungebremster Gifteinsatz
                     U     n   g  e  b   r  e  m     s  te   r   G      i ft  e  i n    s at    z



                 im Apfelanbau – Gefahr für
                 i  m A          p   f e  l a   n   b  a   u – G             ef   a   h   r f    ü   r



                             Mensch und Umwelt
                             M     e  n    sch       un        d    U     m     w    e  l t











               u den Ergebnissen der Auswertung des Pesti­       Diese Datenauswertung ist europaweit einzig­
            Zzideinsatzes im Apfelanbau in Südtirol durch        artig. Die Auswertung zeigt unter anderem, dass
            das Umweltinstitut München erklärt Corinna Höl­      zwischen Anfang März und Ende September im
            zel, Pestizidexpertin beim Bund für Umwelt und       Vinschgau jeden Tag gespritzt wurde.
            Naturschutz Deutschland (BUND):
                                                                 Derzeit werden die Vorschläge zum Sustainable
            „Ein so hoher Pestizideinsatz im Apfelanbau          Use of Pesticide Regulation (SUR) auf nationa­
            ist eine Katastrophe für Artenvielfalt, Böden,       ler und europäischer Ebene hart diskutiert. Auf
            Luft und Wasser. Auch die Gesundheit der             Druck der Agrarlobby versuchen zurzeit mehrere
            Anwohner*innen wird aufs Spiel gesetzt. Weil die­    Mitgliedsstaaten, den Prozess zu verzögern und
            se gefährlichen Pestizide über die Luft die eigenen   zu verhindern. Die Bundesregierung unterstützt
            Ackergrenzen verlassen, ist Ökolandwirtschaft in     in weiten Teilen den Kommissionsvorschlag und
            solchen Regionen fast unmöglich. Die Rechnung        muss jetzt andere Mitgliedsstaaten bewegen, eine
            für billige Äpfel zahlen Natur, Mensch, Imkereien,   EU­Pestizidgesetzgebung zu verabschieden, die
            Ökolandwirtschaft und Tourismus.                     dem Erhalt von Biodiversität dient. Die erfolg­
                                                                 reiche europäische Bürgerinitiative „Bienen und
            Wir sehen an diesem Beispiel, dass der Appell        Bauern retten“ zeigt mit den über eine Million
            an Landwirt*innen, freiwillige Maßnahmen zur         Unterschriften den starken Wunsch der Europäe­
            Pestizidreduktion umzusetzen, nicht ausreicht. Es    rinnen und Europäer nach einem besseren Schutz   © iStock.com/redstallion
            braucht eine starke Pestizidrahmenrichtlinie, die    vor Pestiziden.
            ambitionierte Reduktionsziele vorschreibt und die
            Anwendung von alternativen Maßnahmen ver­            Weitere Informationen:
            pflichtend macht. Das alles geht aber nicht, ohne    BUND­Informationen zu Pestiziden:
            Bäuerinnen und Bauern für ökologische Maßnah­        https://www.bund.net/umweltgifte/pestizide/
            men zu honorieren.“
                                                                 Auswertung des Umweltinstituts: https://
            Hintergrund:                                         umweltinstitut.org/wp­ content/uploads/
            Das Umweltinstitut München hat Spritzdaten aus       2023/01/20230125_Umweltinstitut_Auswertung­
            dem Jahr 2017 von 618 Apfelanbaubetrieben aus        Pestizideinsatz­ im­Apfelanbau­1.pdf
            der Region Vinschgau in Südtirol ausgewertet.




                Hrsg.: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) e.V., Petra Kirberger (v.i.S.d.P.), BUND-Kommentar vom 25. Januar 2023




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