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Familie und Soziales






































                                                                          EXPERTEN-BEITRAG von
                                                                          Dr. iur. Birgit Maria Lachenmaier
                                                                          (Coach, zertifiziert nach
                                                                          der Deutschen Gesellschaft
              Höflichkeit und                                             für Coaching e. V.)                          © iStock.com/Creativemarc


              Empathie im Alltag











             nser Alltag ist oft gespickt mit   ungeduldig, achten nicht mehr so genau   anderen auszulassen. Ohne darüber
             Terminen, Unaufschiebbarem     auf freundliche Umgangsformen oder   nachzudenken, „lassen wir es einfach
      Uund langen To-do-Listen. Ge-         geraten leichter in verbale Auseinander-  raus“. Doch dieses Verhalten kann leicht
       rade Eltern sind Experten im Jonglieren   setzungen. Denn in stressigen Situationen   eskalieren und sich zu einem Konflikt
       unterschiedlicher Terminpläne, Aufga-  reagieren wir automatisch impulsiver.   entwickeln, was den Stress für alle Be-
       ben und Erwartungen anderer Famili-  Verallgemeinerungen und pauschale   teiligten noch mal steigert. Entscheiden
       enmitglieder. Wir sind oft im Stress. Die   Urteile kommen uns schneller über die   wir uns dagegen für einen freundliche-
       Zeit ist meistens knapp und vieles ist   Lippen. Ein ruppiger Umgangston an der   ren Umgang, ein höflicheres Benehmen,
       streng getaktet. Entspannt, ruhig und   Kasse, Vordrängeln am Geldautomaten   können wir Spannung lösen, Situationen
       freundlich zu bleiben, ist daher nicht   oder eine bissige Bemerkung gegenüber   deeskalieren und sogar insgesamt mehr
       immer einfach.                       zu schnell radelnden Fahrradfahrern.   Wohlbefinden hervorrufen.
                                            Wer kennt diese Situationen nicht? Aber:
       Ruhig und gelassen                   Wenn man selbst schon mal Adressat ei-  Ich bin überzeugt: Freundlichkeit ist
       im Alltagsstress                     ner solchen unhöflichen Bemerkung war   ansteckend! Wenn wir, anstatt mit einem
                                            oder beim Überholen den Vogel gezeigt   unwirschen Kopfschütteln und grum-
       Gerade unter Zeitdruck, wenn wir uns   bekommen hat, weiß man, wie unange-  meligen Urteil, mit einem Lächeln oder
       in stressigen Situationen befinden, sei es   nehm es sich anfühlt, von Fremden so   einem netten Wort auf andere zuge-
       im Straßenverkehr, beim Einkaufen oder   respektlos behandelt zu werden.  hen, reagieren die meisten Menschen
       in einem hektischen Arbeitsumfeld, fällt                                 auch sehr positiv. Oftmals können sich
       es oft schwer, ruhig und freundlich zu   Ansteckende Höflichkeit         Missverständnisse schnell aus dem Weg
       bleiben. Das gilt sowohl Freunden und                                    räumen, wenn man freundlich miteinan-
       Familie gegenüber als auch Fremden. Wir   Leider neigen wir dazu, in angespann-  der umgeht.
       werden in solchen Situationen schneller   ten Momenten unsere Frustration an


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