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Familie und Soziales
Die Weihnachtszeit naht
Was wäre Weihnachten ohne Geschenke?
esonders in Familien mit zu fühlen. Und welche Rolle spielen Und dann wiederum die Enttäu-
Kindern kaum vorstellbar! Die dabei Geschenke? Eigentlich nur eine schung, wenn dieses mühevoll
BFlut der Bestellungen, Ge- untergeordnete. Aber dann spielen ausgesuchte Mitbringsel im Meer der
schenke und anschließenden Retou- die Geschenke doch immer wieder Geschenke untergeht, kaum gewür-
ren wird von Jahr zu Jahr größer. Die die Hauptrolle. digt wird und die Bedeutung des
Ausgaben um Weihnachten steigen Besonderen verliert.
pro Kopf laut Statistik erheblich. Das Schenken an sich
Im letzten Jahr gaben Deutsche pro ist nicht das Problem Reizüberflutung durch
Kopf durchschnittlich über 500 für Geschenkeflut
Geschenke aus. Für 2024 lautet die Mit dem Schenken drücken wir un-
Prognose, dass in Deutschland über sere Gefühle aus, unsere Wertschät- Kinder werden sehr häufig über-
120 Milliarden im Einzelhandel zung und Zuneigung. Das Schöne frachtet mit einer Vielzahl von Ge-
ausgeben werden. Ein Großteil der am Schenken ist, die Freude beim schenken. Die einzelnen Geschenke
Ausgaben werden in dieser Zeit für Beschenkten zu erkennen. Leuch- verlieren ihren Reiz. Dadurch wird
Bücher und Spielwaren ausgegeben; tende Kinderaugen erwärmen Eltern es immer schwieriger, echte Freude
ein kaum vorstellbarer Betrag (nach- das Herz. Der Eindruck, das Richtige auszulösen. Die Überflutung kann
zulesen auf https://de.statista.com/ getroffen zu haben, gibt uns das gute zu einer Überforderung führen und
statistik/daten/studie/2750/ Gefühl, den anderen zu kennen und Kinder unglücklich machen. Die
umfrage/weihnachtsumsaetze- zu verstehen und mit dem Geschenk
des-einzelhandels/). genau das zu offenbaren. Wie schön
es sich anfühlt, wenn man merkt, der
Geschenkestress oder die Beschenkte erkennt, welche
Mühe man in das Ausgesuchte ge-
Scheinbar dreht sich Weihnachten steckt hat!
nur noch um das Schenken und
Beschenken. Gar nicht selten kommt
es vor, dass wir uns gestresst füh-
len, weil für jedes Familienmitglied
das Passende rechtzeitig unter dem
Weihnachtsbaum liegen muss. Wir
überziehen unser Konto, damit kei-
ner am Weihnachtsabend enttäuscht
ist. Jeder Einkaufsbummel wird
zum Marathon und Elterngespräche
werden zu Debatten über die „ange-
messene“ Bescherung.
Es klingt abgedroschen, aber wenn
wir ehrlich sind, ist es wirklich so,
dass wir das Wesentliche der Weih-
nachtszeit immer weiter aus den Au-
gen verlieren. Nicht nur für Christen
ist Weihnachten eigentlich das Fest
der Liebe, des Gedenkens und des
Miteinanders. Familien kommen aus
allen Ecken des Landes zusammen,
um endlich wieder Zeit miteinander © iStock.com/FabrikaCr
zu verbringen, Nähe zu geben und
18 familienmagazin | Winter 2024