Page 16 - FM_OL_4-2024_FLIPBOOK
P. 16

Umwelt und Natur








































                   Unsere Wälder



              auf dem Prüfstand

                                                                                Fast ein Fünftel unserer Wälder
                                                                                sind Kalamitätsflächen



            undeswaldinventur – dieses Wort-  faktor und Arbeitsplatz in die erwünschte   ten sein und in Nadelwälder gehören in
            ungetüm beschäftigte vor einigen   Richtung läuft. Was können wir aus der   Zukunft auf jeden Fall Laubbäume.
      BWochen die Fachwelt und ging         vierten Waldinventur nun mitnehmen?
       auch durch die Medien. Was steckt da-                                    Heimische Baumarten
       hinter – kann man unsere Wälder über-  Mehr Laubbäume, aber noch         dominieren
       haupt in Zahlen messen und erfassen?   viele Fichten und Kiefern
       Die Bundeswaldinventur versucht dies                                     Die oft kontrovers diskutierten Gast-
       im Abstand von jeweils zehn Jahren. Mit   Während Buchen, Eichen und andere   baumarten von Douglasie bis Roteiche
       jeder Wiederholung ergeben sich dabei   Laubbaumarten zugenommen haben   werden in der öffentlichen Diskussion
       Tendenzen in Zeitreihen, die für Politik,   (+ 4 %), stagniert die Kiefernfläche bei   überbewertet, nehmen sie doch lediglich
       Gesellschaft (also uns) und Wirtschaft in-  hohen 21,8 %. Die Fichte hat etwa 16 %   5 % der Waldfläche ein. Allerdings mit
       teressante Hinweise geben können: Wird   ihres Flächenanteiles vor allem durch die   steigender Tendenz wegen der verständli-
       der Wald mehr, ändert sich die Baumar-  Waldschäden seit 2017 verloren, belegt   chen Suche nach Alternativen im Klima-
       tenzusammensetzung, wird er naturnä-  aber immer noch ein Fünftel der Waldflä-  wandel. Auch die invasive Spätblühende
       her, gibt es mehr oder weniger nutzbares   che (20,9 %). Die Weißtanne als interes-  Traubenkirsche – im Nordwesten ein
       Holz? Die verschiedenen Interessengrup-  sante heimische Nadelbaumalternative   großes Problem unter Kiefern – spielt,
       pen interpretieren die Ergebnisse aus   hat zwar um 13 % zugelegt, liegt aber nur   bundesweit betrachtet, eine geringe Rolle
       ihrem Blickwinkel: Aus Naturschutzsicht   bei knapp 2 %.                 (unter 2 %).
       wird interessieren, ob die Naturnähe grö-
       ßer wird und ob die heimischen Baumar-  Reicht die Mischung?             Fichte wird weiter für Probleme
       ten zunehmen. Der Sägewerksbetreiber                                     und Einnahmen sorgen
       wird schauen, ob er in Zukunft genügend   Die Inventur geht von einer Mischung bei
       Holz für seinen Betrieb bekommt. Die   vier Fünfteln der Wälder aus, zählt aber   84 % der Fichtenwälder sind noch in
       Politik und damit auch die Gesellschaft   Mischwald bereits ab zwei Baumarten.   mehr oder weniger gutem Zustand vor-
       bekommen Hinweise, ob die angestrebte   Danach ist ein Fichtenwald mit 10 % Tan-  handen. Von 2017 bis 2023 ist laut Wald-
       Waldentwicklung zu mehr Naturnähe, als   nen bereits ein Mischwald. Das halte ich   zustandserhebung die „deutliche Kro-
       Kohlenstoffspeicher oder als Wirtschafts-  für irreführend, es sollten mehr Baumar-  nenverlichtung“ von 25 % auf 43 % der


       16 familienmagazin | Winter 2024
   11   12   13   14   15   16   17   18   19   20   21