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Freizeit, Buch und Bildung







                           Stirbt der
                         Stirbt der







                                 Wald?
                               Wald?



                   indestens 500.000 Hektar (Fichten)-
                   Wälder gingen durch Sturm, Borkenkä-
            Mfer und Dürre in den letzten vier Jah-
            ren verloren, überall Waldbrände und überall
            tote Bäume oder Waldgebiete. Eine ganz
            neue Situation? Nicht ganz. Schon in den    Eine Lageeinschätzung
            1980er Jahren musste ich als junger Förster
            das „Waldsterben“ erklären. Ursache waren
            schwefel- und stickstoffhaltige Niederschläge.          von Rainer Städing
            Durch technische Maßnahmen wie Kataly-
            satoren gingen die Schwefeleinträge um 90
            Prozent zurück, die Wälder erholten sich.
                                                        Der Anblick abgestorbener Fichten und
            Mit der Klimaerwärmung stehen die Wälder    anderer Bäume wird Alltag in unserer Land-
            vor vielfältigen, kaum umkehrbaren Belas-   schaft.
            tungen: Dürre, Stürme, Schädlinge, Wald-
            brände und der überall auftretende Wasser-  Kiefer nicht unendlich belastbar
            mangel wechseln sich ab.

            Fichte ist der Problembaum                  Die in der niedersächsischen Tiefebene, in
                                                        Ostdeutschland und den Mittelgebirgen
                                                        Hessens und Bayerns (Franken) verbrei-
            Die flachwurzelnde Fichte, immer schon      tete Wald-Kiefer leidet unter dem sog.
            katastrophenanfällig, ist eher in kühleren   Kieferntriebsterben, ein Pilz, der in hei-
            Bergwäldern heimisch und hat mit den stei-  ßen Sommern aggressiv wird. Zudem wird
            genden Temperaturen ein ernstes Wasser-     Wassermangel in sehr heißen und trockenen
            problem. Die Bäume verlieren an Vitalität,   Sommern ein Problem, wie Schweizer For-
            Borkenkäfer breiten sich rasant aus. Riesige   scher herausgefunden haben. Die dramati-
            Kahlflächen sind seit 2018 entstanden.      schen Berichte über Waldbrände betreffen
            Auch um Oldenburg sieht man kleinere oder   zumeist Kiefernwälder im Osten, wo geringe
            größere Waldflächen, wo kahle Fichten das   Niederschläge und hohe Temperaturen mit
            Ende dieser Baumart andeuten. Hier lohnt    extrem trockener Luft zusammentreffen. Die
            sich oft das Ernten der Bäume nicht oder    steigende Brandgefahr zeigt den Fortschritt
            der Waldbesitzer kann sich nicht kümmern.   der Erderwärmung und die Dringlichkeit,
                                                        mehr schattige Laubbäume in die Kiefern-
                                                        wälder zu bringen.


                                                        Buchen sind durstig


                                                        Buchenblätter brauchen im Sommer viel
                                                        Wasser für die Verdunstung. Hier im ozea-
                                                        nisch geprägten Klima geht es der Buche
                                                        noch relativ gut. Dort, wo die Waldböden
                                                        sehr flach sind und nicht ausreichend Wasser
                                                        für den Sommer speichern können, wie


                                                   Tote Fichten im Siebengebirge



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