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Familie und Soziales
Würde und Selbst-
bestimmung auf
dem letzten Weg
Vorgestellt:
Dorothee Limberg (56),
Sterbebegleiterin
n ihrer langjährigen Tätigkeit als Kranken- der einzelne Mensch mit seinen individuellen
schwester ist Dorothee Limberg natürlich Ängsten, Hoffnungen und Bedürfnissen in viel
Iund unweigerlich mit dem Tod in Berührung höherem Maße im Vordergrund, als sie es bis
gekommen: Ob im Bereich Intensivmedizin, dahin erlebt hatte. In der Folge ergänzte sie
Herzchirurgie, Onkologie oder zuletzt Gynäko- ihre Ausbildung zur Palliative Care Fachkraft um
logie mit Schwerpunkt Stille Geburt: Die End- eine intensive Weiterbildung zur zertifizierten
lichkeit des Lebens gehörte zum Klinikalltag, Sterbebegleiterin.
und entsprechend auch die Frage: Wie kann ich
meinem eigenen Tod in angemessener Weise Laut einer Umfrage des Deutschen Hospiz und
entgegenblicken und das Sterben anderer Men- Palliativ Verbandes aus dem Jahr 2017 möchte
schen ermutigend und unterstützend begleiten? die deutliche Mehrheit der Deutschen in den
heimischen vier Wänden sterben. Tatsächlich ist
„Die Antwort liegt für mich darin, mich mit mei- die Anzahl der realisierten häuslichen Abschiede
nem Übergang, dem Tod und meinem Glauben wesentlich geringer.
an ein Danach auseinanderzusetzen. Wir wissen
nicht, wann wir sterben werden. Der Tod kann Zu Dorothee Limbergs Verständnis von einer
unabhängig vom Lebensalter ganz plötzlich sacht ummantelnden Pflege und einem indi-
geschehen“, sagt sie. „Vor diesem Hintergrund viduellen Sterbeprozess gehört vor allem, den
können wir das Leben als etwas Kostbares sterbenden Menschen in seiner Würde und
achten und entsprechend füllen. Dies wiederum Selbstbestimmung zu achten und zu stärken. In-
kann unsere Lebensqualität erhöhen.“ wieweit spirituelle und ganzheitliche Aspekte in
den Sterbeprozess hineinzuweben sind, sei von
Diese Gedanken brachten Dorothee Limberg Mensch zu Mensch abzuwägen, ergänzt sie. Ihre
dazu, ihre Arbeit im Krankenhaus nach 25 Jahren eigene spirituelle Entwicklung sei dabei manch-
hinter sich zu lassen und als Beschäftigte im mal hilfreich, übertöne jedoch in keinem Fall die
Hospiz dem bewussten Umgang mit dem Tod Vorstellungen der Dahinscheidenden.
näher zu kommen. In diesem Umfeld stand
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