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Verbraucher Aktuell
























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                                                             Green Deal?








           Zulassung von 18 neuen Pestiziden Anfang des Jahres –

               Bedrohung der biologischen Vielfalt durch Pestizide wächst



           estizide sind Chemikalien, mit   zent zurückgegangen.  Um dieser     Dies entspricht einer Abgabe von
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           denen als schädlich angesehene   dramatischen Entwicklung entgegen­  insgesamt 44.955 Tonnen Wirkstoff.
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      PLebewesen bekämpft werden. Sie       zuwirken, entwickelte die EU­Kommis­  Nach Berechnungen des Umweltbun­
       werden auch als Pflanzenschutzmittel   sion den europäischen Green Deal.  desamtes ergibt sich für die deutsche
       bezeichnet und umfassen laut EU­Pes­                                     Landwirtschaft ein durchschnittlicher
       tizidzulassungsverordnung 1107/2009   European Green Deal                jährlicher Einsatz von 8,8 Kilogramm
       Fungizide (gegen Pilze), Insektizide                                     Pflanzenschutzmitteln beziehungswei­
       (gegen Insekten) oder Herbizide (ge­                                     se 2,8 Kilogramm Wirkstoff je Hektar
       gen Unkräuter). Pestizide werden von   Die EU-Kommission stellte am 20. Mai   Anbaufläche.  Insgesamt handelt es
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       den Herstellern als unerlässlich für   erste Schritte des Green Deals in ihrer   sich hier um über 285 verschiede­
       die Welternährung angesehen, stellen   Biodiversitätsstrategie vor. Dieser   ne Wirkstoffe in 872 zugelassenen
       aber zahlreiche Risiken für die Umwelt   soll den Artenschutz stärken, indem   Mitteln.  Ganz oben auf der Rangliste
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       einschließlich der biologischen Vielfalt   der Einsatz von Pestiziden, Antibio­  mit dabei ist der seit Jahren hochum­
       dar. Der Verlust der biologischen    tika und Düngemitteln in der Land­  strittene Wirkstoff Glyphosat, der seit
       Vielfalt wiederum ist eine existenzielle   wirtschaft reduziert wird und somit   Langem in Verdacht steht krebserre­
       Bedrohung für die Menschheit.  Die   umweltfreundlichere Lebensmittel    gend zu sein und bereits 2015 von der
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       landwirtschaftliche Intensivierung,   produziert werden. Der Pestizidein­  Internationalen Agentur für Krebsfor­
       insbesondere der enorme Pestizidein­  satz soll bis 2030 um 50 Prozent   schung der Weltgesundheitsorganisati­
       satz, ist eine bedeutende Triebkraft   reduziert werden.  Damit soll Europa   on (IARC) als „wahrscheinlich krebser­
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       für den drastischen Rückgang der     zum Vorreiter nachhaltiger Ernährung   regend“ eingestuft wurde.  Eine noch
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       biologischen Vielfalt.  Die Artenviel­  und biologischer Vielfalt werden.  größere Menge teilweise hochgiftiger
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       falt kann nur erhalten werden, wenn                                      und in der EU bereits verbotener
       die Verwendung von Pestiziden in der   Pestizideinsatz in                Wirkstoffe wird ins Ausland exportiert.
       Landwirtschaft auf ein Minimum be­
       schränkt wird.  Eine Million Tier­ und   Deutschland                     Export hochgefährlicher
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       Pflanzenarten sind laut eines 2019
       veröffentlichten Berichtes des Welt­  Laut Angaben des Bundesamtes für   Pestizide – ein Bumerangeffekt
       biodiversitätsrates (IPBES) weltweit   Verbraucherschutz und Lebensmit­
       vom Aussterben bedroht.  Der welt­   telsicherheit (BVL) wurden 2018     Deutschland exportierte 2018 ins­
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       weite Bestand an Wildtieren ist in den   insgesamt 104.642 Tonnen Pflanzen­  gesamt 54.486 Tonnen Pestizid­
       letzten 40 Jahren bereits um 60 Pro­  schutzmittel allein im Inland verkauft.    Wirkstoffe ins Ausland.  Laut der
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