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Verbraucher Aktuell
















                            Mogelpackung






                             „Bio“-Einwegplastik:







                               unökologisch,



                               ungesund, unnütz













                     ogenanntes Bio-Plastik täuscht Verbraucher*   lung überwiegend aus der industriellen Landwirt-
                     innen. Es hat keinen ökologischen Mehrwert   schaft und verursachen einen hohen Dünger- und
                Sund sollte insbesondere im Verpackungsbe-      Pestizideinsatz sowie Wasserverbrauch. Das alles
                reich vermieden werden. Zu diesem Ergebnis kommt   trägt zum Artensterben bei. Wenn „Bio“-Plastik in
                der Arbeitskreis Abfall und Rohstoffe des Bundes   die Umwelt gelangt, verrottet es nicht oder nur
                für Umwelt und Naturschutz (BUND) in seinem     schlecht. Mit ihm gelangen jede Menge schädliche      © iStock.com/Lisovskaya
                neu veröffentlichten Papier zu „Bio“-Kunststoffen.   Chemikalien in die Umwelt. Nur etwa ein Viertel
                Anders als es das Bio-Label nahelegt, hat Plastik aus   der Produkte aus einer aktuellen Studie enthielt
                nachwachsenden Rohstoffen nichts mit Bio- Lebens-  keine toxischen Stoffe. In industriellen Kompos-
                mitteln zu tun. Es hat keine bessere Ökobilanz als   tierungsanlagen wird es aufwändig aussortiert
                herkömmliche Kunststoffe.                       und verbrannt, weil es zu langsam verrottet. Viele
                                                                Entsorger wollen deshalb keine „Bio“-Tüten und
                „‚Bio‘ bedeutet, dass diese Verpackungen aus nach-  -Produkte in den Biotonnen haben.
                wachsenden Rohstoffen wie Mais oder Zucker-
                rohr hergestellt wurden oder, dass sie theoretisch   „Für die Umwelt bringt ‚Bio‘-Plastik gar nichts: Die
                kompostierbar sind. Dass ‚Bio‘-Plastik in der Realität   Herstellung verbraucht viele Ressourcen und bei der
                aber zu langsam verrottet, das meiste nicht re-  Zersetzung entstehen keine Pflanzennährstoffe. Das
                cycelt, sondern verbrannt wird und die Rohstoffe   ist kein Recycling, sondern Ressourcenverschwen-
                in Monokulturen angebaut werden, wird von der   dung“, so Korduan. Ökologisch sinnvoller wäre es
                Industrie verschwiegen. Das Label führt also absolut   aus Sicht des BUND, weniger Einweg-Verpackungen
                in die Irre“, erklärt Janine Korduan, BUND-Expertin   zu produzieren und konsequent auf Mehrweg zu
                für Kreislaufwirtschaft. Viele „Bio“-Plastik-Produkte   setzen – in allen Bereichen: Getränke, Lebensmittel,
                enthalten Schadstoffe und sind aus toxikologischer   Online-Handel und Business-to-Business. Jährlich
                Sicht nicht besser als herkömmliche Kunststoffe.  werden über drei Millionen Tonnen Plastik-Verpa-
                                                                ckungen in Deutschland produziert.
                Die schlechte Umweltbilanz von „Bio“-Plastik hat ver-
                schiedene Gründe. Weil es in der Regel für Einweg-  „Mehrweg muss selbstverständlich werden und für
                produkte hergestellt wird, landet es schnell im Müll.  Verbraucher*innen immer die günstigste Lösung
                Dabei kommen die Rohstoffe zu seiner Herstel-   sein“, erklärt die BUND-Expertin. Die ab Januar 2023


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