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Soziales
Darüber reden wir
ohne die Frauen!
BERATUNG UND HILFEN FÜR JUNGEN / MÄNNER / VÄTER
Der Dipl.-Sozialwissen- Väter wichtig, gelegentlich einen Raum
schaftler Jens Brodauf zu haben, in dem sie mal über alles reden
engagiert sich seit können, ohne dass die Frauen dabei sind.
20 Jahren beratend
und begleitend in der FAM: Wie werden die sexualpädagogischen
Jungen- und Väterar- Angebote von Schulklassen genutzt?
beit. Dies für verschie- Jens Brodauf: Das Angebot umfasst das gan-
dene Schulen und ze Thema „Liebe, Sex und Partnerschaft“
Institutionen, derzeit vom Sprachgebrauch über Verhütung und
freiberu ich und auch Homosexualität bis zu sexualisierten Inhal-
in Teilzeit bei pro ten im Internet, und es ist ständig ausge-
familia in Oldenburg: bucht! Wir beginnen immer mit Mädchen
und Jungen gemeinsam und teilen die
FAM: Was hat sich über die Jahre in der Gruppen dann nach Geschlechtern. Ich
Arbeit mit Jungen und Vätern nicht ver- arbeite stets mit der Jungengruppe. Toll ist,
ändert, was sind die thematischen „Klas- wenn schon Grundschüler offen mit dem
siker“? Was hat sich positiv verändert? Thema Homosexualität umgehen können,
weil sie in ihrem Umfeld wertfreie Erfah-
Jens Brodauf: Große thematische Baustellen rungen damit gemacht haben. Diesbezüg-
sind nach wie vor u. a. der große Bewe- lich hat sich in den vergangenen 20 Jahren
gungsdrang vieler Jungen, Ballerspiele am in der Gesellschaft sehr viel bewegt, und
Computer und eine übergrif ge, sexuali- der vorurteilsfreie Umgang damit ist – an-
sierte Sprache. Verändert hat sich, dass man ders als mancher das vielleicht vermuten
heute auf Elternabenden meistens nicht würde – meiner Erfahrung nach nicht an
mehr großartig erklären muss, warum man ein höheres Bildungsniveau gebunden.
geschlechtergetrennt mit den Kindern und
Jugendlichen arbeiten möchte. Diesbezüg- FAM: An wen können sich Väter wenden, die
lich ist inzwischen bei Eltern und Päda- konkrete Beratung suchen? Wo nden Kin-
gogen angekommen, dass Jungen oft eine der Beistand bei Trennung und Scheidung?
andere Ansprache benötigen als Mädchen.
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Der Fokus in der Pädagogik lag bis vor
einigen Jahren sehr stark auf der gleich-
stellenden, fördernden und stärkenden
Arbeit der Mädchen. Vermehrt stelle ich
inzwischen fest, dass sich die Prioritä-
ten hier angeglichen haben und Jungen
nicht mehr nur als Problem gesehen
werden. Das nde ich sehr erfreulich!
Es ist bei aller Liebe zu Gleichberechtigung
und Transparenz für Jungen und auch für
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